Der Tod breitet seine Arme aus, die Schöne in sein Reich zu
geleiten. Sein Mantel gleich einem Tor aufgespannt, läßt
den Blick frei auf den Schmetterling, der den Tod besiegt und die
Gewißheit auf Auferstehung verkörpert.
Ein Gedicht von Rainer Maria Rilke inspirierte Ronny Willersinn
zu ihrem Scherenschnitt, mit dem sie zu ihrer Ausstellung in der
“Cafédrale” im Lutherturm in Lud- wigshafen einlädt.
Mit dem Licht- und Schattenspiel der Scheren- kunst Tod und Auferstehung,
Angst und Hoffnung darzustellen, das ist das Anliegen der Altriper
Künstlerin. Die 38jährige Sozial- pädagogin hat früh
die künst- lerische Ausdrucksform des Sche- renschnittes gefunden,
die bis zu |
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altsteinzeitlichen Höhlenmalereien und griechischer Vasenmalerei
zurück reicht.
In Form von Miatiaturportraits erlebte sie ihre Blütezeit zwischen
1750 und 1850 und erfreute sich in Frankreich und England sowie
in Deutschland großer Popularität. In unserer Zeit litt
der Ruf des Scherenschnittes unter den kit- schigen Grußkarten.
Die Gründung des deutschen Scherenschnittvereins vor fünf
Jahren verhalf dieser Kunst, die mit dem asiatischen Schattenspiel
verwandt ist, zu neuem Ansehen. Ronny Willersinn, die seit acht
Jahren ausstellt, beschäftigt sich schon lange mit dem Lyriker
Rilke. Eines seiner Gedichte aus dem Stundenbuch, das Ichfindung
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Wahrheitsssuche beschreibt und das die Künstlerin schon als
Jugendliche begleitete, hat sie nun in einem Scherenschnitt thematisiert.
Auch als Erwachsene fühlt sich die Scherenschnitt- künstlerin
zu Rilkes Texten hinge- zogen und sie begleiten sie weiterhin durch
die Höhen und Tiefen ihres Lebens.
Die Menschen in Ronny Willer- sinns Kunstwerken tragen wie in Rilkes
Versen ein Stück Ewigkeit in der Brust und ringen gleichzeitig
mit den Dingen ihres irdischen Daseins. Hoffnung ist ein ebenso
verbindendes Element ihrer Werke wie das Reifen an Leiderfahrung.
In ihrer Bildern von filigran verästelten, licht- durch fluteten
Bäumen und den im |